Liebe Leser,
die Arbeiten an der Maverick gehen voran. Am Freitag habe ich bereits den größten Teil des Decks und Aufbaus lackiert, bis mir dann bei etwa 85 % der Fläche - typisch - die Farbe ausging... Natürlich war der exakte Farbton bei Island Water World, dem hier ansässigen Bootszubehörhandel, der sich an uns Seglern eine goldene Nase verdient, nicht mehr zu haben. Ich hätte mal damals gleich eine Gallone dort kaufen sollen und nicht nur 2 Liter. Überhaupt ist es immer wieder ein witziges Bild, wie fast alle Segler hier und da mit einer Island Water World-Plastiktüte durch die Gegend laufen und fast immer wird man grinsend von anderen Seglern gegrüßt "Ah, pushing the local economy?" - und wie ich die Wirtschaft hier schon angekurbelt habe, eieiei...
Zudem habe ich heute erfahren, dass ich wahrscheinlich noch eine weitere Woche hier festliegen werde, weil mein Getriebe nun zwar endlich in Martinique auf dem Flughafen liegt, aber in Martinique soeben die Ferien begonnen haben, weil dort Karneval ist - und somit liegt dort alles brach...
Aus Frust der nicht vorangehenden Arbeiten haben Klaus vom Nachbarboot, neben dem ich nun schon seit fast 4 Wochen an Land liege, und ich heute einen richtigen Erholsonntag eingelegt. Morgens (um 11) sind wir mit dem Dinghy hinüber ins "Bread Basket" gefahren und haben 2 Stunden lang unsere "Scrambled Eggs with bacon" und Kaffee (der hier eine Konsistenz wie Erdöl besitzt und wie Espresso schmeckt...) gefrühstückt. Es war ein toller Start in den Tag, ein leckeres Frühstück mit einem tollen Blick über den Yachthafen und das dortige Treiben ankommender und abfahrender Yachten...
Nach dem Frühstück griffen wir uns unser Tauchzeug und fuhren hinaus, um den Pidgeon Point herum und warfen den kleinen Klappanker an ein paar Felsen und ließen uns über die Seite des Bootes kippen, hinein in die blaue See...
Nachdem wir ein wenig an der Küste entlang getaucht waren, ging es (nach einem weiteren Tauchgang wegen einem verhakten Anker...) mit dem Dinghy weiter entlang der Küste und zu dem Strandhotel "Le Sport", vor dem wir das Dinghy an einer Boje festbanden und erneut in die Fischwelt hinabtauchten. Hier gab es viel mehr Fische zu sehen, die ich mir zu merken versuchte und vor allem gab es keine so großen Felsspalten, in denen sich gerne die Sharks verstecken. Klaus versicherte mir zwar, dass die Haie hier nur sehr selten angreifen, wenn sie erschreckt werden oder einen schlechten Tag haben, aber es machte mir ein wenig Sorgen, dass es in der Karibik und auf den Bahamas doch einige davon geben soll... "Keine Sorge, es gibt hier eigentlich nur zwei Arten von gefährlichen Fischen. Die da genau hinter Dir..." - Waaaaah! ;-)
Zurück in der Rodney Bay brachten wir nur kurz unsere Sachen zurück zu den Booten und fuhren danach mit dem Dinghy an den Strand, da dort ein Motocrossrennen mit einem großen Spektakel stattfinden sollte. Als wir das Dinghy den Strand hoch zogen, war schon fast alles vorbei, aber dafür konnten wir dort ein paar leckere von ein paar Einheimischen am Strand gegrillte Hähnchenkeulen mit einer selbstgemachten Barbequesauce und ein paar "Floater" (eine Art Teigfladen, in Öl gebraten und seeeeehr lecker!) essen. Schließlich lernten wir noch Christopher kennen. Christopher ist ein Einheimischer, der in einem amerikanischen Hotel an der Küste arbeitet und sich durch das Verkaufen eines Rumgebräus ein paar Dollar nebenher verdient. Er betonte mehrmals, dass sich hier viele mit unsauberen Geschäften ein bisschen was nebenher verdienen, aber er ist ein "good guy". Seinen Kirsch-Rum-Schnaps hat er mit Grenadinensirup verfeinert und versüßt und obwohl das Zeug sehr lecker schmeckt, zieht es einem mit sicherlich 80 % doch selbst beim angucken bereits die Schuhe aus! Schließlich ging es für uns nach Sonnenuntergang in Schlängellinien zurück zum Boatyard.
Der Tag heute war wirklich ein Erlebnis und mein erster richtiger Erlebnistag (und mein erstes Schwimmen im Meer!) seit ich in der Karibik bin. Einerseits hoffe ich sehr, dass ich nun bald endlich an das Getriebe komme und den südlichen Teil der Karibik erkunden kann, aber andererseits ist es wirklich schön hier nun endlich einmal etwas mit Freunden zu erleben, nachdem ich schon so lange alleine durch die Welt gesegelt bin...
euer Johannes