Liebe Leser,
mit etwa 2 Wochen Aufenthalt rechnete ich, als ich St. Lucia erreichte. Mein Zeitplan gab vor, zunächst erstmal eine Woche auszuspannen, nach den 31 anstrengenden Tagen allein auf dem Atlantik, und dann in der anderen Woche das Ruder und die Maschine reparieren - Pustekuchen!
Aus den zwei Wochen sind mittlerweile mehr als 5 geworden. Aber nun ist es endlich soweit, das Getriebe ist da und auch schon eingebaut!
Zuvor stand für mich jedoch noch eine Reise nach Martinique an, um das Getriebe dort vom Flughafen abzuholen. Bereits vor einer Woche sollte es planmäßig mit AirFrance auf dem Aeroport in Fort de France auf der (französischen) Insel landen. Als ich jedoch auch einige Tage nach dem gegebenen Termin keinen Anruf vom Flughafen bekommen hatte, machte ich mich schließlich selbst auf den Weg dorthin.
Der einfachste Weg von Insel zu Insel ist eine Fähre zu nehmen. Also "fing" ich mir am Mittwochnachmittag einen Bus nach Castries, der Hauptstadt von St. Lucia, um ein Ticket für die Katamaranschnellfähre am Donnerstag zu buchen. Die Busse hier sind jedoch nicht einmal ansatzweise mit den europäischen Buslinien zu vergleichen, sondern hier hoppeln im 2-Minuten-Takt kleine Toyotabusse (ähnlich den Mitsubishi L-300, also sehr viel kleiner als ein VW-Bus) über die Schlaglöcherpisten, voll besetzt mit bis zu 12 Personen. Also ist auf der Rückbank Kuscheln angesagt, aber die Leute hier sind da sehr unkompliziert. Der "coole Rasta" sitzt lässig dicht gedrängt neben dem Geschäftsführer im Anzug und wenn eine alte Lady den Bus mit einem höflich-englischen "Good Afternoon" betritt, geht einheitlich ein ebenso freundliches Gemurmel durch den Bus. Busfahren macht hier wirklich Spass! Zudem kostet es fast nichts, für 2,25 EC$ (etwa 80 Eurocent) geht es mit qualmender Kupplung von der Rodney Bay (in der die Maverick liegt) über Hügel und Berge bis hinein in die Hauptstadt.
Schon stand ich jedoch vor dem ersten Problem: die Fähren fahren von Castries aus nur nachmittags nach Martinique und um einen ganzen Tag Zeit auf dem Flughafen zu haben, müsste ich zwangsläufig eine Nacht in Martinique übernachten. Da sich mein Französisch im Wesentlichen auf die Vokabeln "Baguette" und "Croissant" beschränkt, buchte ich bereits am Donnerstagmorgen im Vorraus ein Hotelzimmer in einem Reisebüro auf St. Lucia, wobei ich als meine einzigen Bedingungen "englischsprachig" und "günstig" angab.
Nach einer etwa 1,5 stündigen Übelfahrt und einem sehr langweiligen französischen Film im Bordprogramm der Fähre (der natürlich OHNE englische Untertitel gezeigt wurde, denn schließlich ist es eine französische Fähre...) checkte ich kurz nach Sonnenuntergang in das kleine 3 Sterne Hotel "Akena-Foyatel" ein. Zu meiner Überraschung erfüllte sich jedoch nur mein erster Wunsch im Bezug auf das Hotel und ich wurde nach einem unsicheren "Ähm... do you speak english?" von einer freundlich lächelnden Dame ebenfalls auf Englisch mit einem beruhigenden "Yes" begrüßt, dem ich nur mit einem erleichterten grinsen kontern konnte. Dagegen schien mir das Hotel ganz schön teuer, aber ich sollte bereits 4 min und drei Stockwerke höher erkennen, dass es jeden Cent wert gewesen war...
Das Zimmer war einfach ein Traum, und das nicht nur nach 31 Tagen allein auf See und mittlerweile über 4 Monaten auf einem kleinen Boot! Vor allem durch das große, breite und NICHT schaukelnde Bett, das Bad und den kleinen Balkon mit Blick über den Park. Obwohl es ein drei Sterne Hotel war, so hätte ich persönlich ihm doch sicher mindestens 5 gegeben - und einen Mond!
Am nächsten Morgen rasselte der Handywecker bereits um halb 6 und nach zwei kurzen Duschen (unterbrochen durch ein klingelndes Handy) erlebte ich, was es heißt in Frankreich zu frühstücken. Menschen, die so ihren Tag beginnen, kann man einfach nur beneiden... Nicht nur dass es ein wirklich reichhaltiges Buffet gab, voller Croissants, Baguettes, Guaven- und Bananenmarmelade, Ananas, Melonen und noch vielem mehr, sondern auch eine nette Auswahl an frischen Fruchtsäften konnte ich wählen. Nur meinen seit Jahren geliebten (und aus einer "Kaffeeweißerknappheit" heraus angewöhnten) schwarzen Kaffee konnte ich aus der Hightech-Kaffeemaschine nicht zapfen - dafür aber einen Espresso.