Liebe Leser,
nach meiner kleinen Rundfahrt durch die südliche Karibik war Union Island, von dem ich zuletzt vor etwa einer Woche die Homepage aktualisiert hatte, schließlich auch mein südlichster Wendepunkt der Reise - von dort ging es wieder nach Norden.
Union Island gefiel mir nicht wirklich gut. Es hatte zwar mit den Bergen im Hintergrund eine ganz nette Kulisse, aber die Maverick lag hinter einem kleinen Riff vor Anker ziemlich unsicher, an Land war alles sehr teuer, die Einheimischen ein wenig zu Aufdringlich und so entschied ich mich gleich am nächsten Tag die Rückfahrt nach Norden zu beginnen. Da ich bevor ich die zu St. Vincent gehörenden Grenadines verlassen kann, zunächst ausklarieren musste, wählte ich einmal mehr meine neue Lieblingsinsel Bequia als Tagesziel. Nach einer langen und nassen Fahrt gegen Wind und Welle nach Norden fiel der Anker in der Admirality Bay gegen 17.00 Uhr auf nur 2 Meter Tiefe und 10 min später fiel ich hinterher, um den Halt des Hakens am Grund zu kontrollieren. Nach 3 Tauchgängen lagen wir sicher und ich machte mich an Land auf die Suche nach etwas essbarem - und fand mal wieder das "de Bistro", in dem ein paar amerikanische Chartergäste bereits ganz gut zugange waren und nach der Lautstärke der Diskussionen zu urteilen bereits ein paar Cocktailschirmchen zu viel auf dem Tisch liegen hatten. Nach einer Grundsatzdisskussion erkannten die beiden Pärchen schließlich, dass sie quasi Nachbarn sind und das musste natürlich mit einer weiteren Runde begossen werden... Ebenfalls der Geburtstag unserer Bedienung "Trudi", der das ganze Bistro nach einer von den Cocktailseglern inszenierten Überraschung mit viel Mühe "Happy Birthday dear Trudi" sang. Ich fand die vier wirklich lustig! ;-)
Der nächste Morgen begann mit einem guten Frühstück, denn ich hatte eine harte Strecke vor mir:
Der Wind kam nun aus Nordost und vor mir lagen 65 Meilen vorbei an St. Vincent und zurück in die Rodney Bay auf St. Lucia. Und ich kann wohl mit recht sagen, dass die 26 Stunden einige der härtesten der gesamten bisheringen Reise wurden... Schon nach Verlassen der Bucht setzte ich im Windschatten der Insel die Segel und wurde sofort auf die Seite geworfen, als ich hinter der geschützten Insel hervor auf die Passage zwischen Bequia und St. Vincent bog. Die 15 ungeschützten Meilen auf dem offenen Atlantik bis in den Windschatten der nächsten Insel wurden eine wilde Hüpferei über die Wellenberge, die zwischen den Inseln ungebrochen vom Atlantik hereinkommen und der hoch am Wind segelnden Maverick eine sehr raue Überfahrt bescherte.
Hier ein Video [14 MB] von der Überfahrt von Bequia nach St. Vincent.
Kaum dass wir aus dem offenen Kanal zwischen den Inseln heraus waren, lagen wir hinter der Insel in einer Flaute, sodass die Maschine immer wieder mal helfen musste, da wir uns ohne Wind unter der Selbststeueranlage nur immer wieder im Kreis drehten...
Kaum waren wir jedoch gegen Mitternacht am Kap der Insel und wollten die Passage hinüber nach St. Lucia antreten, da wehte der Wind aus allen Rohren. Wo der Passatwind normalerweise mit etwa 20-25 Knoten durch die Passage wehte, knallte er an den Kaps locker mal mit 30 bis 35, sodass ich die Genua sofort einrollen musste und die Großschot lösen, damit wir uns nicht zu sehr auf die Seite legen... Nach einer schlaflosen Nachtfahrt befanden wir uns gegen Mittag etwa 12 Meilen westlich der Rodney Bay, da wir bei dem NO-Wind nur genau nach Norden segeln konnten und nicht genau auf St. Lucia zu, das in der Richtung, aus der der Wind kam, liegt, also musste der Diesel für die letzten Meilen gegen Wind und Welle herhalten und ich, da ich keinen elektrischen Radpiloten habe, für 4-5 Stunden ans Rad...
Die Einfahrt in die Rodney Bay hatte etwas von "nach Hause kommen" für mich. Alles war so bekannt, so vertraut. Schon bei der Einfahrt in den Kanal zur Lagune riefen mit ein paar Einheimische zu, begrüßten mich zurück an dem Ort, an dem ich zuvor beinahe 2 Monate mit dem Warten auf das Getriebe und Reparaturen verbracht habe.
Noch größer war die Freude jedoch über das Wiedersehen mit meinen Freunden Klaus und Martha, die ich gleich nach dem Einklarieren auf ihrem Boot fand. Der Officer vom Zoll übrigens wusste sogar nach 2 Monaten noch, wer ich bin - "Du bist doch der Junge, der mit dem kleinen Boot ganz alleine den Atlantik überquert hat, oder? Das werd ich NIE vergessen..."