Liebe Leser,
diesmal melde ich mich aus dem Süden der Karibik!
Am Sonntag war es nun endlich soweit und ich konnte nach 55 Tagen in der Rodney Bay endlich Anker auf gehen und mich mit der nun reparierten Maverick aufmachen, den Rest der Karibik zu erkunden.
Dafür sollte mich mein Weg zunächst einmal nach Süden führen, wo die "wahre Karibik", so wie wir alle sie von der Postkarte her kennen, zu finden sein sollte...
Am Samstag ging es für mich gegen Mittag hinaus aus der Rodney Bay und für etwa 10 Meilen nach Süden, wo ich für die Nacht und einen Sonnenuntergang hinter Palmen in der berühmten Marigot Bay ankerte. Berühmt ist diese Bucht zum einen durch den Film "Dr. Doolittle", der in den 60er Jahren hier gedreht worden ist und von dem auch heute noch das Restaurant "Doolittles" zeugt, aber auch wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung. So erzählte mir Stewart als wir mit der Swan an der Marigot Bay vorbei segelten, dass sich einst während der britisch-französischen Kämpfe um St. Lucia eine britische Flotte in der Marigot Bay hinter den berühmten Palmen auf der kleinen Landzunge versteckt und ihre Masten mit Palmenwedeln getarnt hatten, sodass die Franzosen vorbeigesegelt sind...
Ich hatte Glück in der Marigot Bay, denn vor mir lief ebenfalls ein Franzose ein, der sogleich von Einheimischen umlagert wurde. Einer hielt sich gleich auf einem Surfbrett an der Bordwand fest, um ihm einen Liegeplatz zu zeigen, während ihn ein anderer in einem Motorboot begleitete und der Franzose verzweifelt auf französisch "Ich versteh doch nix!" rief, als die Einheimischen ihm nebenbei allerlei verkaufen wollten.
Unbeachtet von den Einheimischen ließ ich meinen Anker neben einem kanadischen Boot fallen. Schließlich blieb auch ich nicht verschont, kaufte ein paar Bananen (damit sie Ruhe geben...) und konnte gerade noch ein angebotenes neues Vorsegel abschlagen. Ich hatte gerade zuvor ein deutsches Pärchen in der Rodney Bay getroffen, die mir erzählt hatten, dass bei ihnen in der Nacht zuvor in der Marigot Bay eingebrochen worden ist und so war ich doch sehr überrascht, als ich nach "wohin" und "woher" ausgefragt und dann nach meinem Aufenthaltsort für den Abend gefragt wurde - "ich werd an Bord sein und schlafen...!" Tatsächlich entdeckte ich am folgenden Tag im Zollbüro ein Warnschild für Segler, man soll am besten ALLES anketten und wenn man über Funk einen Restauranttisch bestellt, auf gar keinen Fall den Bootsnamen angeben - klar, sonst wissen die Jungs ja, welches Boot unbewacht ist...
Als ich schließlich noch ein paar Runden um die Maverick gerudert bin um ein paar Fotos zu schießen, ruft es plötzlich vom Ufer aus "Deutsches Boot!" - mit einem seeehr amerikanischen Slang. Und tatsächlich, kurz darauf mache ich Bekanntschaft mit einer amerikanischen Familie aus Chicago, die mich nicht nur zum Bier, sondern auch sehr lecker (und sehr teuer!) zum Essen einlädt, alles über meine Reise wissen will und mir auf diese Weise hilft, mein Englisch ein bisschen zu verfeinern... Wie sich herrausstellt ist eine frühere Generation des Vaters vor 150 Jahren von Frankfurt aus nach Amerika ausgewandert und ich wunderte mich immer wieder, wie viel doch noch an deutschen Vokabeln vorhanden sind. Auf jeden Fall war es ein sehr schöner Abend!
Am nächsten Morgen klarierte ich um neun Uhr beim Zoll aus und setzte um halb 10 Segel Kurs Süd. Mein Ziel für den Tag sollte irgendwo auf St. Vincent liegen, aber der Wind schlief ein und als ich schließlich St. Lucia hinter mir ließ, war es dunkel. Ich hatte eigentlich vorgehabt, eine Runde in der Wallilabou Bay auf St. Vincent zu drehen (weil dort der "Fluch der Karibik" gedreht worden ist) aber die halbe Nacht aufs Morgengrauen zu warten um dann nur eine Runde in der Bucht zu drehen, war mir zu lange. So segelte (und trieb ich, wegen Flaute) die Nacht hindurch an der Westseite von St. Vincent entlang und über den Bequia Channel hinüber in der Admirality Bay auf Bequia, genauer den Ort Port Elisabeth.