Liebe Leser,
wieder bin ich mit dem nächsten Bericht seit einer Woche überfällig und endlich schaffe ich es nun ein paar Zeilen zu tippen. Und diesmal melde ich mich aus den Bergen nahe Atlanta, Georgia! - Wer hätte das gedacht? ;-)
Hier also was die letzten beiden Wochen passiert ist:
Nachdem ich die Maverick bei Ebay zum Verkauf angeboten habe, hatte ich innerhalb weniger Tage 42 Beobachter. Neben einigen nicht ganz ernst zu nehmenden Mails (wie eine aus Korea, von einem Koreaner der Maverick kaufen und von mir nach Korea verschiffen lassen wollte!) bekam ich einige Mails von Interessenten. Schließlich verkaufte ich die Maverick am 5. Tag der Auktion an einen Air-Force-Renter aus Lousiana, der sich sofort in das Boot verliebt hatte. Er fuhr knapp 800 Meilen um sich Maverick im Hafen von Charleston anzusehen. Mittlerweile ist er mit einer Klimaanlage wieder zurück an Bord (es war wirklich ein Ofen in Charleston und Maverick das einzige Boot ohne Klima...) und will sie in den kommenden Wochen zunächst nach Georgia und dann zurück auf die Bahamas segeln. Da wird sie sich wohlfühlen...
Mir fiel es wirklich schwer, mich nach den 9 gemeinsamen Monaten von dem Boot zu trennen. Was wir in der Zeit nicht alles zusammen erlebt und wie oft wir nicht beide schon in den Stürmen um unser Leben gekämpft haben... Das schweißte uns wirklich zusammen. Aber ich bin froh, dass das Boot einen wirklich tollen neuen Eigner gefunden hat. Aber es war schon ein komisches Gefühl, ihr ein letztes Mal den Kajütaufbau zu tätscheln, ein letztes Mal den Steg hinunter zu schlendern - und plötzlich bootslos zu sein...
Von Charleston flog ich am Donnerstag nun zu meinem Freund Dick, den ich vor etwa 1,5 Jahren auf der Website von Cruisingworld.com kennen gelernt habe - einem Magazin für Langfahrtsegler. Ich hatte damals eine Diskussion über den Segler Robin Lee Graham gestartet, einem 16-jährigen Amerikaner, der in den 60er Jahren alleine um die Welt gesegelt, einen Bestseller darüber geschrieben hat und in mir den Traum dieser Reise entstehen lassen hat. Damals hab ich dort Dick kennengelernt, der Schriftsteller und Lehrer ist, und er lud mich ein, ihn für eine Woche in Atlanta zu besuchen.
Nun bin ich also schon beinahe eine Woche hier nahe den Blue-Ridge-Mountains und es ist ein ganz schöner Kontrast für mich, nach der langen Zeit auf dem Wasser. Wir haben schon unzählige Wandertouren durch die Berge - hinauf zu Bergspitzen oder hinab zu Wasserfällen - unternommen, und es ist wirklich ein Erlebnis diese Wälder zu erkunden. Nebenbei habe ich hier nun mit Internetzugang und nach 9 Monaten endlich wieder genügend Strom aus der Steckdose (ich wusste gar nicht, dass mein Laptop so hell sein kann, es lief seit 9 Monaten auf Sparmodus weil ich nie genug Strom hatte...). Und endlich bin ich auch dazu gekommen einen neuen Artikel für das Yacht-Magazin zu tippen, der in den kommenden Wochen in einem großen Blauwasser-Spezial erscheinen wird. Ich werde das genaue Datum rechtzeitig hier bekannt geben - dann heisst es "losgekauft!" ;-)
Aber mein schönstes Erlebnis hier war zugleich eine Premiere:
Mein erster Vortrag über diese Reise! - dazu noch in English. Letzten Sonntag habe ich meinen ersten Vortrag vor einer Jugendgruppe in einer Kirche hier gehalten, etwa 15 Jugendliche im Alter von 15 bis 23, und da ich, bevor ich Deutschland verlassen habe, in einer vergleichbaren Jugendgruppe war und dort mit Freunden viel Musik gemacht habe, hab ich mich dort sehr zuhause gefühlt. Nach einer Bildershow saßen sie noch eine ganze Weile um mich herum und wollten alles ganz genau wissen, wie lange ich auf See war, wie viele Stürme ich unterwegs erlebt habe, wie sich ein Weihnachten allein auf See anfühlt und ob ich wirklich 31 Tage lang Konserven gegessen habe... ;-)