Liebe Leser,
Nassau, Bimini, Miami, Key West und die Everglades - das sind die Orte, die Georg, Irene und ich seit dem Bericht vom 24. Mai besucht haben - wir haben also eine Menge erlebt:
Für Nassau hatten wir nur 2 Tage Zeit und wollten am 24. Mai gegen Nachmittag den Hafen mit Kurs Bimini verlassen. Kurz vor der Abfahrt wurde ich noch sehr von den Eignern der deutschen Yacht "Flamingo" überrascht, die mir einen ganzen Beutel relativ aktueller (drei Monate alter...) deutscher Zeitschriften geschenkt haben, die ich nun nach dem monatelangen Lesen von englischen Büchern Wort für Wort genieße... ;-) Danke euch dafür!
Gegen Nachmittag ging es dann nach dem Füllen aller Dieseltanks (insgesamt 80 Liter) unter Maschine, da uns die Bahamas schon seit Wochen in einer Flaute brüten lassen, hinein in die Nacht mit Kurs auf das 110 Seemeilen entfernte Bimini, unserem Absprunghafen von den Bahamas über den Golfstrom in die USA. Zum ersten Mal hatte ich während dieser Nachtfahrt nun eine Crew an Bord, sodass ich meine Wache an Deck diesmal nur bis um halb 2 Uhr morgens halten musste und dann von Georg abgelöst den Rest der Nacht komplett durchschlafen konnte, wo ich sonst im 15-min-Takt meinen Wecker hätte stellen müssen. Was für ein erholsamer Luxus so eine Crew doch ist!
Bimini erreichten wir am nächsten Tag, dem 25., gegen Nachmittag und ankerten an einer der kleinen südlichen Inseln sehr ungeschützt. Die Nächt über wurden die Wellen immer größer und ließen die Maverick von der Strömung quer zu den Wellen gehalten erbärmlich rollen, sodass wir alle nur den nächsten morgen abwarteten, um Anker auf zu gehen und in den Innenhafen von Bimini Nord zu verholen. Die Rollerei der Maverick in den kurzen, aber hohen Wellen kann man sich in etwa wie ein kleines Erdbeben vorstellen, denn nicht nur das Boot rollt in den Wellen von Links nach Rechts, sondern auch alles andere an Bord, dauernd hört man in allen Fächern Besteck, Dosen, Teller, Batterien, ALLES hin und her rollen - und genauso sind wir die ganze Nacht durch die Kojen gerollt. Der Hafen von Bimini brachte ebenfalls nur eine kurze Besserung, um kurz einen Kaffee und ein paar Pancakes einzuwerfen, denn dort stand die Strömung mit 3,5 Knoten und dazu ein Verkehr wie am Kamener Kreuz - wir konnten nicht liegen bleiben. Schließlich fanden wir endlich einen kleinen, geschützten Ankerplatz an der Südspitze der Insel in einem ehemaligen Umschlaghafen, der mittlerweile zur Mülldeponie geworden ist, aber in den die Wellen nicht hineinrollen konnten. Zwar war er sehr flach, kurz liefen wir auf einen dicken Felsen auf und wurden wir die Nacht über dort von den Mücken zerfressen, aber lagen vor drei Ankern endlich sicher und ruhig.
Am nächsten Morgen gingen wir kurz vor Mittag Anker auf, motorten 2 Meilen zurück in den Haupthafen von Bimini um dort bei Einwanderungsbehörde und Zoll auszuklarieren (Georg fuhr die zwei Meilen im Dinghy neben der Maverick her und surfte die Wellen hinunter...) und legten nach dem Papierkrieg den Kurs schließlich nach Osten an: Über den Golfstrom hinüber nach Miami!
Der Golfstrom strömt mit einer unheimlichen Kraft von Süden an Florida vorbei nach Norden und kann bei einem Strom von 3,5 Knoten (Durchschnittsgeschwindigkeit Maverick: 4 bis 4,5 Knoten!) das Boot schon ganz schön nach Norden versetzen. Also mussten wir beinahe einen Kurs auf Panama anlegen, um schließlich genau auf Miami zu zu fahren und nicht nach Norden versetzt zu werden.
Die Fahrt über etwa 50 Meilen durch die Nacht hindurch begann mal wieder ruhig, da der Wind wie üblich ganz abgeschaltet hatte und wir motoren mussten. Als es dunkel wurde, begann der ganze Himmel im Norden von uns in einem gigantischen Gewitter zu zucken, soetwas beeindruckendes aber zugleich auch beängstigendes hatte ich auf See wirklich noch NIE gesehen, niemals zuvor in diesem Maße. Der ganze Himmel zuckte und flackerte Stundenlang wie eine Stroboskoplampe und tauchte die Nacht in einen hellichten Tag. Glücklicherweise kam das Gewitter jedoch zunächst nicht näher, sondern blieb auf einige Meilen Entfernung, während wir über eine spiegelglatte See tuckerten. Als schließlich das Abendessen, in Bahamas-Rum und karibischem Rohrzucker flambierte Bananen (mjamm!) auf unseren im Cockpit auf unseren Knien serviert wurde, kam jedoch ganz plötzlich eine richtig charakteristische Gewitterwand, die mit den Wolken einen richtigen Halbkreis bildete, auf uns zu und wie als ob jemand einen Schalter umgelegt hatte, fing es plötzlich an zu blasen - der Sturm ging los!