Liebe Leser,
diesmal melde ich mich aus New York, genauergesagt vom Flughafen JFK. 3 Tage New York liegen hinter - und ein langer Flug über den Nordatlantik vor mir.
Nach 9 Tagen in Cornelia, einem kleinen Dorf in den Bergen von Georgia bei meinem Freund Dick bin ich am Samstag gegen Mittag von Atlanta aus nach New York geflogen. Die letzten Tage und Wochen, 4 Vorträge und eine ganze Menge Wandertouren und dergleichen hatten mich so ausgepowert, dass ich gleich sobald die Reifen des Flugzeugs Bodenkontakt verloren hatten, sofort eingepennt war ;-)
Angekommen in New York kam mir als erstes meine Gitarre auf dem Gepäckband entgegengerollt - dann gar nichts mehr... Eine Stunde verging... Nichts. Mein Koffer blieb verschollen.
Mit mir warteten noch etwa 10 weitere Leute auf ihr Gepäck. Ich sah mich schon als zweiter "Naked Cowboy" mit Gitarre (denn die hatte ich ja schon...) auf dem Timesquare stehen, als mich plötzlich ein Mädchen ansprach und fragte mich, ob ich auch noch auf mein Gepäck warte. "Yeah, still waiting..." Wir wechselten noch ein paar Worte, als es mir wie Schuppen aus den Haaren fiel: Das ist doch ein deutscher Akzent! - "Are you from Germany?" - "Yes" - "Ach, na dann können wir ja auch Deutsch reden..." ;-)
Während wir auf unser Gepäck warteten, von einem Terminal zum anderen geschickt wurden und schließlich erfuhren, dass unsere Koffer mit der nächsten Maschine aus Atlanta konnen soll, lernte ich also zwei frischgebackene Abiturientinnen aus Stuttgart auf USA-Rundreise kennen, gleich darauf noch zwei farbige CNN-Reporter, die mich auf meine Gitarre hin ausfragten, was ich so spiele...
Eine Stunde und einen Terminalwechsel später saßen wir zu fünft am nächsten Gepäckband, während die beiden Reporter mit meiner Gitarre für Unterhaltung während des wartens sorgten - und die hattens echt drauf! Schließlich kam das Flugzeug mit Verspätung, weil es zunächst kein Gate bekam, und auch unser Gepäck kullerte schließlich auf das Band. Schnell also ein Shuttle herbeigeholt und schon ging es in der Abenddämmerung zum Hotel. Na gut, "Hotel" mag wohl etwas übertrieben sein. Ich stieg in einer Art Jugendherberge ab, für nur 48 $ pro Nacht unschlagbar günstig in Manhattan.
Als ich mein Zimmer betrat, war mein erster Gedanke jedoch "Na Super, nun weiß ich endlich, wo alte Kakerlaken zum sterben hingehen..." ;-)
Am nächsten Tag wollte ich zum ersten Mal seit Monaten gepflegt ausschlafen, musste aber feststellen, dass das gar nicht mehr so wirklich möglich ist. Ich habe noch immer den 30-min-Takt von den Nachtfahrten drin, dass ich auch mit Mühe und gutem Willen nicht über 4 oder 5 Stunden komme. Irgendwie fühle ich mich seit Wochen so unglaublich kaputt, ich werd gar nicht mehr Munter. Daran merke ich erstmal, wie viel Kraft doch die Reise, das ständige Hetzten dem Zeitplan hinterher und der viele Stress gekostet hat...
New York habe ich mir nur im Schnelldurchlauf angesehen. Am zweiten Tag (Sonntag) den Central-Park und den Timesquare, am Montag dann Miss Liberty von weitem, Ground Zero und nochmal den Timesquare (weil ich Depp doch aus Versehen alle Fotos vom Vortag gelöscht habe...). New York ist nicht wirklich eine Stadt, in der ich mich wohl fühlen würde. Die Stadt ist nur am Rennen, am Hetzen, immer in Bewegung, ein wahres Lichtermeer aus bunten Farben, Leuchtreklamen und Lärm. Dazu fühlt man sich nach 9 Uhr abends auf den Straßen nicht mehr wirklich sicher. Die Leute, die dann auf den Straßen sind, sind ganz schön "weird", wie man hier sagen würde. Ähnlich wie in der Karibik, wo man sich manchmal vorkam, als hätte man ein Fadenkreuz auf den Bauch gepinselt. Für viele Leute, arme Leute, ist man nur ein Objekt, dem man etwas verkaufen oder es ausrauben muss. Nicht ohne Grund wurde ich in den Südstaaten vor vielen New Yorkern gewarnt: "New York ist bei Nacht gefährlicher als jeder Ozean!"
Die Südstaaten dagegen waren ein wahrer Traum :-) Und ich weiß genau, irgendwann werde ich dort wieder hin kommen... Am liebsten unter Segeln!