Liebe Leser,
eigentlich wollte ich mittlerweile St. Thomas auf den Virgin Islands erreicht haben, aber das Auslaufen hat sich schon wieder verzögert ...
Am Samstagmorgen wollte ich Punkt neun Uhr mit der ersten Öffnung der Klappbrücke, die hier in der Lagune auf St. Maarten das Tor zum Atlantik darstellt, die Insel verlassen, jedoch vorher nochmal kurz bei Mc Donalds das kostenlose Internet nutzen, um einen Wetterbericht für die nächsten Tage einzuholen - und der machte mir einen Strich durch die Rechnung:
Zwar waren für die nächsten Tage nur sehr leichte Winde vorher gesagt, aber auch ständig weitere Schauer und Regenfronten. Schließlich fand ich beim yahoo-Wetterdienst sowohl für St. Kitts (meine jetzige Nachbarinsel) und auch St. Thomas für den Sonntag Gewitterwarnungen und es wurden ausserdem "Thunderstorms" angekündigt. Also verlegte ich den Auslauftermin nun entgültig auf Montag und so taten es offenbar auch alle anderen Segler, die mit mit in die Lagune eingelaufen waren.
Aber dass ich hier quasi eingeweht bin, finde ich nicht wirklich schlimm, denn St. Maarten ist wirklich eine nette Insel. In der gewonnenen Zeit habe ich es nun endlich geschafft, das Boot einmal komplett umzukrempeln und alles neu zu verstauen, denn in manchen Fächern hatte ich noch immer Überreste der Atlantiküberquerung, die zum großen Teil die Hitze nicht vertragen hatten. Das merkte ich vor ein paar Tagen, als ich nichts mehr zu trinken an Bord hatte und mir eine Tüte Orangensaft aus Lissabon aufgemacht habe, von denen ich noch sicher 15 Liter an Bord hatte. Nach der ersten Tasse fiel mir bereits auf, dass er sehr säuerlich schmeckte, aber als ich "100% Saft ohne Zuckerzusatz" las, dachte ich, dies sei normal. Als ich mich dann jedoch dem Boden der Tüte näherte, stellte sich heraus, dass nicht nur Fruchtfleisch im Saft herumschwamm, ich hätte die zweite Hälfte beinahe auch mit einem Löffel essen können.
Als ich dann die anderen Tüten hinter dem Orangensaft her durch das Waschbecken in den Abfluss goss, war ich bei einer Apfelsafttüte sehr überrascht: "Ich wusste gar nicht, dass ich natürtrüben Apfelsaft gekauft hatte" - nach einem Blick auf das Etikett war dann klar "als ich ihn gekauft habe, war er noch nicht naturtrüb!"
Ausserdem habe ich heute morgen die neue Ausgabe eines kostenlosen und wirklich interessanten Magazins, dem "Docktalk", das hier überall verteilt wird, einige Interessante Artikel gelesen:
Zum einen fand ich sehr interessant zu lesen, dass die Nord-West-Passage, die der norwegische Entdecker Roald Amudsen 1906 als erster Mensch durchfahren hat, durch die globale Erwärmung derzeit zu tauen beginnt! Die Passage, durch die bis heute noch nicht mehr als etwa 100 Schiffe gekommen sind, da sie nur in einem sehr kurzen Zeitraum relativ eisfrei ist, führt vom Atlantik durch die kanadische Arktis hinüber in den Pazifik. Ich fand das einfach eine unglaubliche Vorstellung, dass in einigen Jahren dort oben möglicherweise einer der strategisch wichtigsten Wasserwege entstehen wird und natürlich ist Kanada bereits dabei, seine Besitzansprüche für die neuen "Canadian Internal Waters" geltend zu machen. Wenn Kanada tatsächlich den Besitzanspruch für die Passage erhalten wird, so wird es das Recht haben, manchen Schiffen die diese Abkürzung nutzen wollen, einfach die Einfahrt zu verbieten mit der Begründung, dass sie bestimmte Standarts nicht erfüllen und deshalb das Ökosystem der Arktis zerstören könnten. Der Schreiber des Artikels schloss mit dem letzten Satz, dass wenn Kanada selbst Kriegsschiffen die Einfahrt verweigern wird, dies einen politischen Kampf vom Zaun brechen könnte. Fand ich echt interessant zu lesen!
Ein weiterer interessanter Artikel war der, über die Prognosen für die Hurrikanesaison 2006. Denn da ich durch die Reparaturen an der Maverick so unheimlich viel Zeit verloren habe, bin nähere ich mich nun tatsächlich der Hurrikanesaison und werde verstärkt auf den Wetterbericht achten müssen...
Die Prognosen für dieses Jahr stehen dabei, dass wir 17 namentlich benannte Stürme und 9 Hurrikanes erwarten können, von denen 5 größere Hurrikanes mit über 110 mph sein werden.