Liebe Leser,
da ist er also - der erste tropische Sturm dieses Jahr und ich bin wieder einmal zur falschen Zeit am falschen Ort...
In allen Medien wird derzeit von der "tropical depression Alberto" geredet, die sich zurzeit mitten im Karibischen Meer, genauer etwa südwestlich von Florida, befindet und nach einer kleinen Kurve nun im Zug auf Florida und die Gebiete rund um St. Augustine ist - genau dort, wo ich seit gestern bin.
Gestern war ich, nach einer Nacht vor Anker in einem kleinen Nebenarm des Intra-Coastal-Waterway, gegen Nachmittag in den kleinen Yachthafen "Oyster Creek" nahe der Stadt St. Augustine eingelaufen, weil ich dringend mal wieder Trinkwasser bunkern und einen Supermarkt finden musste. Der Aufenthalt war wirklich schön, sofort wurde ich ganz überrascht von den örtlichen Seglern begrüßt und musste sogar ein kleines Interview auf Videocamera geben, in dem ich erzählte, dass ich mit der Maverick tatsächlich alleine über den Atlantik gesegelt war. Weiter konnte ich mich hier glücklicherweise in einen Wireless-Internet-Hotspot eines Segelvereins einklinken, den ich auf dem Dach der Maverick sitzend recht brauchbar empfangen konnte, um per Skype kostenlos nach Deutschland zu telefonieren und meine Familie und Freunde wieder einmal etwas von mir hören zu lassen.
Heute morgen dann wollte ich nur noch schnell beim Dockmaster bezahlen (der mir sogar freundlicherweise eine ganze Ecke weniger berechnete!) und mich dann auf den Weg nach Norden machen, da schob er mir ein Satellitenfoto vor die Nase: "Hier, da solltest Du ein Auge drauf haben..."
Das Foto zeigte eben jenen tropischen Sturm, der auf dem Foto noch als tropische Depression zu sehen war, und seine Zugbahn über Florida hinweg hinaus auf den Atlantik. Der Sturm sollte St. Augustine nach ersten Berechnungen gegen Dienstag Abend treffen und möglicherweise sogar noch an Stärke zulegen und zu einem Hurricane werden - na herrlich! Nach Hurricane "Delta" im letzten Herbst wäre dies nun der zweite Hurricane gewesen, den die Maverick zu spüren bekommt. Aber ICH könnte da gerne drauf verzichten.
Der Tipp des Dockmasters: Wenn ich weiterfahre, soll ich so schnell wie möglich nach Brunswick kommen, etwa 100 Meilen und 2 Tage entfernt - also würde ich kurz vor dem Durchzug Albertos dort ankommen, aber dafür 100 Meilen von der Zugbahn entfernt sein. Kniffelig... Ich dachte daran, den Sturm hier abzuwettern, aber entschied mich dann gegen Nachmittag doch fürs Auslaufen und die Flucht. Aber es sollte anders kommen...
Kaum waren die Leinen los, ich legte den Rückwärtsgang ein - da saß ich fest! Das ganze nochmal, Vorwärts runter vom Schlick, wieder rückwärts - schon wieder! Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich mir, ich bin doch gestern bei gleichem Wasserstand hier noch rein gekommen! Ein drittes Mal - wieder schob sich die Maverick sachte in den Sand und wollte nicht mehr weiter. Okay, dann hatte ich verstanden: Ich SOLLTE hier bleiben! Und es war tatsächlich das Beste: Keine 2 Stunden später verdunkelte sich der Himmel und ein dicker Gewittersturm zog über St. Augustine und die Maverick hinweg - gut, dass ich nicht da draußen war...
Dadurch, dass ich nun hier bleibe, habe ich morgen genug Zeit, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen und das Boot auf den Sturm vorzubereiten: Die Segel runter (zurzeit aufgerollt), das Beiboot verpacken (zurzeit aufgeblasen auf dem Vordeck), die Windfahne abmontieren und das Boot richtig anleinen. Dann sollte das Unwetter schon Schadenlos vorübergehen. Zwar stehen die Prognosen bisher soweit, dass der Sturm schon am Dienstagmorgen (und doch nicht erst am Abend) treffen wird, aber offenbar etwas nördlicher bei Jacksonville - dort, wo ich heute beinahe hingekuttert wäre.
Über das Internet habe ich zudem die Möglichkeit, die Zugbahnen von Alberto zu verfolgen (Sie können das HIER auch tun...) und ich bin gespannt, wie viel Wind letztlich hier ankommen wird... Aber Hurricane soll es wohl nun nicht mehr werden. Gott sei Dank! Ich werde mich nach dem Durchzug von Alberto auf jeden Fall wieder melden!
Bis dahin sende ich euch allen herzliche Grüße, euer Johannes