Liebe Leser,
über zwei Wochen ist es her, dass ich mich zuletzt gemeldet habe. Inzwischen bin ich gut zurueck auf der Maverick angekommen, die den Hurricane, der in meiner Abwesenheit ueber die Kanaren hinweg gezogen ist, gluecklicherweise vollkommen unbeschadet ueberstanden hat! In Las Palmas soll der Hurricane zwar auch sehr stark zu spueren gewesen sein, aber laengst nicht so schlimm, wie etwa auf Teneriffa, wo er einige Boote versenkt haben soll...
Die letzte Woche seit meiner Rueckkehr habe ich groesstenteil sehr sachte angehen lassen, in der Sonne am Strand gelegen und das schoene Sommerwetter genossen. Irgendwie war es schon eine eigenartige Umstellung, aus der absoluten Kaelte wieder zurueck in die absolute Waerme zu kommen und auch die Gewoehnung daran, dass mein Bett an Bord keine 1,40 m Breite mehr hat, sondern nur noch die Haelfte und dazu auch noch staendig am Schwanken ist, brauchte schon einige Tage... Aber das Gammelleben konnte ja nicht ewig so weiter gehen weshalb ich den Abfahrtstermin schliesslich auf Donnerstag den 15. Dez festlegte. Der Hafenmeister muss mich schon langsam fuer leicht debill gehalten haben, weil ich puenktlich alle 2 Tage mit der Bitte um Verlaengerung auf weitere 2 Tage bei ihm auf der Matte stand und ihn jedesmal einen ungeheuren Papierkrieg produzieren liess, 4 Blaetter fuer mich, 12 fuer ihn!
Am Abend vor der Abfahrt wurde ich an Bord der "Marie Brizard" (www.oceancruise.de) zum Abendessen eingeladen und habe mich wirklich ueber den schoenen Abend mit der zweieinhalbkoepfigen Crew gefreut! :-) Nach der Zeit in Wolfsburg ist es nicht ganz so einfach, sich so kurz vor Weihnachten wieder ans alleinsein zu gewoehnen, das merke ich schon jetzt.
Deshalb bin ich dann am Donnerstag auch schliesslich nach La Gomera aufgebrochen. Der Toern hierher war ziemlich langweilig und anstrengend. Um ein beispiel dafuer zu geben: Ich habe in den 3 Tagen auf See knapp 250 Seiten gelesen!
Der Wind war schon bei der Abfahrt flau, bis in die Nacht hinein musste ich an der Nordkueste Gran Canarias entlang motoren, bevor ich dann bei leichten Winden zwischen Gran Canaria und Teneriffa die Selbststeueranlage einklinken und endlich vom Ruder wegkommen konnte (der elektrische Autopilot funktioniert nicht und so muss ich waehrend der Motorfahrt selbst steuern...). Da ich nicht wusste, dass die Fred.Olsen-Schnellfaehren, die zwischen den Inseln verkehren, nachts ab kurz vor Mittagnacht Feierabend machen, gab es fuer mich die erste Nacht ueber nur Schlaf im Takt von max 15 min und tatsaechlich donnerte die Faehre auch einmal nur sehr knapp vor meinem Bug vorbei...
Der naechste Tag war dann mehr ein Treiben als ein Segeln, an der Suedkueste Teneriffas vorbei und dann wieder Richtung Norden. Zu meinem Aerger habe ich den Motor in den letzten Tagen so lange laufen lassen muessen, wie auf der ganzen Reise zusammen noch nicht... Aber die Dieselpreise sind hier ja human, habe vorhin gesehen, der Liter kostet 53 cent! Da ich vor der Abenddaemmerung soweiso nicht mehr nach La Gomera gekommen waere, leistete ich mir einen kleinen Abstecher nach Los Christianos. Dort war ich bereits vor 2 Jahren gewesen, als wir mit der Barkentine Antigua (www.antigua-reederei.de) auf einem Ueberfuehrungstoern nach Lissabon von dort aus gestartet waren. Zu gerne haette ich dort kurz den Anker geworfen und waere fuer 3-4 Hamburger an Land gegangen, denn ich weiss, dass sich dort direkt am Hafen ein Schnellrestaurant einer sehr verbreiteten Kette befindet ;-) Aber da mein Dinghy (mein Beiboot) verschnuert an Deck liegt und eine halbe Stunde Zeit fuer den Aufbau benoetigt haette, genuegte ich mich mit einer kleinen Hafenrundfahrt unter Segeln und nahm dann wieder Kurs auf La Gomera.
Der Wind legte erst zu und nahm dann ganz ploetzlich ab, sodass ich um 23 Uhr etwa 5 Meilen von der Insel entfernt in einer absoluten Flaute lag. Dort liess ich mich vorerst treiben, um mit dem ersten Morgenlicht in den Hafen von San Sebastian zu motoren und das bisschen Restwind liess mich mit einem halben Knoten nach Nordosten treiben... Ab Mitternacht waren keine Faehren mehr zu sehen und so konnte ich mir einen etwas luxurioeseren Schlaf in halbstunden-Etappen leisten, bevor ich im morgengrauen unter Motor Kurs auf die Insel nahm.