Aber das sollte nicht das Ende der beiden sein - Patty reiste ihm nach: nach Darwin in Australien, Afrika (dort heirateten die beiden), dann weiter nach Surinam, in die Karibik und schließlich auf die Galapagos-Inseln, die letzte Etappe vor der Rückkehr nach Califonien. Dazwischen lagen jedoch immer wieder wochenlange Seestrecken und monatelange Trennungen und als ich alleine 31 Tage auf dem Atlantik segelte, konnte ich mich richtig in Robin hineinversetzen und nachfühlen, wie es ihm ergangen sein mag. Wenn man ein Ziel hat, das man erreichen will, wollen und wollen die Tage dort draussen nicht vergehen. Mich erwartete in der Karibik niemand und ich konnte mir Zeit lassen, aber für Robin muss es eine Qual gewesen sein...
Das Buch war auf Deutsch auch unter dem Titel "Mein Schiff war die Taube" erhältlich und ist sicherlich noch immer in vielen Bibliotheken (zumindest in Wolfsburg hatten sie es...) zu finden, ausserdem über Antiquariate im Internet. (Ich habe nichts von dieser Werbung, aber ich finde diese Geschichte einfach bemerkenswert und habe das Buch selbst schon viermal verschenkt, weil ich es mich so beeindruckt hat. Also ein echter Tipp von mir!)
Das Buch wurde in den 70er Jahren dann unter dem gleichen Titel von Gregory Peck verfilmt und läuft ab und zu auch im deutschen Fernsehen, meist im Spätprogramm, unter dem Titel "Die Weltumsegelung".
Was mich letztlich so mit Robin verbindet und mich nach St. Thomas gebracht hat, ist dass sein Buch (neben einigen anderen) quasi der Auslöser meiner Segelträume gewesen ist. Ich habe vor Jahren mal in einem amerikanischen Literaturforum eine Diskussion zu diesem Buch verfolgt und ein freundlicher Amerikaner bot mir an, mir das Buch in den Staaten auf Englisch zu kaufen und zuzuschicken. Als ich ihm zurückschrieb, dass das bezahlen nach Amerika ein Problem werden könnte (ich hatte ja keine Kreditkarte), schrieb er mir, dass er es mir schenken würde, "to fuel the fire for your own circumnavigation!" (um das Feuer für deine eigene Weltumsegelung zu entfachen!)
- und genau das tat es!
Auch ich bin als einer der jüngsten unterwegs, die diese Reise unternommen haben und immer wieder wenn mich jemand nach meinem Alter fragt und ich "20" antworte, geht ein deutlich vernehmbaren Zucken durch dessen Gesicht. Aber gegen Robins Reise ist meine heute der reinste Kindergeburtstag, denn sein Boot war noch 90 cm kürzer, er hatte KEIN GPS und ist um die ganze Welt gesegelt, statt wie ich nur eine kleine Atlantikrunde. Zum Ende der Reise hin, wurde seine "Dove" immer schwächer, der Rumpf begann zu delaminieren und bereits in Kapstadt unterzog der das Boot einer Komplettüberholung. Nach einer unheimlich langen und von Flauten als auch Stürmen gespickten Atlantiküberquerung hatte Robin kein Vertrauen mehr in das Schiff und so bot ihm der National Geographic an, ihm ein neues und weit größeres Boot für das letzte Stück von der Karibik nach Florida zu kaufen. Die "Return of Dove" war nun knapp über 10 Meter lang (eine Luders 33) und wurde von ihm und Patty aus Florida in die Karibik gesegelt, wo die kleine "Dove" auf die beiden wartete. Der Wechsel fand schließlich hier in St. Thomas statt, im Hafen von Charlotte Amalie fand die kleine Dove einen neuen Eigner und wurde verkauft. Und mein Plan war nun, nach ihr zu suchen!
Im Internet fand ich ein Foto, dass die Dove in den frühen 90er Jahren vor Anker in Charlotte Amalie zeigte (hier der Link zu dem Foto), über verschiedene Foren hatte ich jedoch bereits mitbekommen, dass Hurrikane Marilyn 1995 auf der Insel gehörig aufgeräumt hat und die Dove seitdem als verschollen gilt (ein Kommentar las sich dort "wenn eine Frau (Hurrikane Marilyn) aufräumt, findest du nichts mehr..." ;-)) Und auch ich konnte nach einer langen Tour im Schlauchboot keinen Anhaltspunkt der Dove finden - sie muss wohl gesunken sein.
Das Bild der Küste hier ist wirklich geprägt von Wracks und zerschlagenen Rümpfen, die offenbar zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sind und so ist es gut möglich, dass auch die Dove in den Fallwinden von den Bergen, die schon jetzt sehr stark sind, den Halt ihres Ankers verloren und auf die vor der Bucht liegende Insel gedriftet ist. Dort glaubte ich auch kurzzeitig ein Schiff mit den passenden Maßen und der Form gefunden zu haben, aber glücklicherweise sah der Aufbau ganz anders aus. Es wäre kein schöner Fund gewesen. Aber nun habe ich die Spur ganz verloren.