Endlich in den USA - angekommen auf St. Thomas! | Teil 3

Die Stadt Charlotte Amalie ist typisch Amerikanisch, obwohl sich auch hier wie auf allen Inseln der Karibik viele Einflüsse anderer Länder finden lassen. Charlotte Amalie wurde ursprünglich als "Charlotte Amalia" von Dänen gegründet und selbst heute nach etlichen hundert Jahren tragen die Straßen noch dänische Namen, die oft mit dem Word "gade" (dän.= Gasse) enden. Dagegen herrscht komischerweise Linksverkehr, obwohl die Lenkräder auf der "richtigen" Seite sitzen.

Überall schwebt schon das typisch amerikanische Flair durch die Läden, das Essen ist typisch amerikanisch, die Autos riesige Schlachtschiffe und auch die Menschen sind oftmals ganz anders, als in der übrigen Karibik. Überhaupt scheint die ganze Stadt aus Uhren- und Schmuckläden zu bestehen, in denen die Amerikaner im Urlaub zollfrei "das Schnäppchen ihres Lebens machen können". Ich habe wirklich lange nach einem Supermarkt gesucht, um etwas zu essen zu bekommen, aber eine Rolex hätte ich an jeder Ecke bekommen können. Sollte ich jemals einen Verlobungsring benötigen, werde ich zurück nach St. Thomas kommen, die Auswahl ist hier wirklich konkurrenzlos!

Witzig ist ausserdem, dass ich hier im nördlicheren Teil der Karibik immer öfter mit meiner deutschen Flagge eine Seltenheit bin. Aber dennoch lerne ich immer wieder Amerikaner kennen, die mich zu meiner Überraschung auf Deutsch ansprechen. Solch eine Begegnung ist gestern wieder geschehen:

Als ich unter Deck am Laptop saß, kam ein Schlauchboot mit einem sehr freundlichen Amerikaner längsseits, der mich zunächst auf Englisch fragte, woher ich komme. Auf mein "Wolfsburg" hin ist antwortete er mir auf Deutsch "Oh, das ist ja ganz im Norden! - Jedenfalls von uns aus Heidelberg aus gesehen" - ich freute mich sehr über die fast akzentfreien deutschen Worte und erfuhr weiter, dass der Amerikaner (leider habe ich den Namen nicht erfahren) vor 33 Jahren offenbar in Heidelberg stationiert war und danach gleich in die Karibik gezogen ist, dennoch aber ein wirklich erstklassiges Deutsch spricht, selbst nach so langer Zeit. Als er den Namen "Maverick" las, fragte er mich, was der Name zu bedeuten hat. Ich weiß, dass es mehrere Legenden aus dem Wilden Westen gibt, eine von dem jungen Kalb "Maverick", das immer wieder von Zuhause weggelaufen ist und dann die von einem "Samuel Maverick", der immer seinen eigenen Weg gegangen ist. Als ich von dem Mann "Maverick" zu erzählen begann, war er beeindruckt und antwortete mir in typisch deutscher Art mich "Sie"zend "Sie wissen Bescheid" und erzählte mir die Legende von dem Kalb, die ich vorteilhafterweise schon aus einem Lucky Luke-Comic kannte. Schließlich kamen wir auf die alte Fernsehserie aus den 50er Jahren, "Maverick" mit James Garner und den Film mit Mel Gibson von 1994 zu sprechen und als mein Gast plötzlich den Maverick-Song "Who is the tall dark stranger there, Maverick is the Name" zu singen begann, hätte ich ja beinahe den Song auf CD aufgelegt, der natürlich an Bord der Maverick vorhanden ist, aber leider musste er wieder weiter. Als er schließlich von der Maverick weg fuhr, konnte ich ihn trotz des Motorenlärm fröhlich den Song weiterpfeifen hören...

Ich bin nun schon beinahe wieder auf dem Sprung, denn morgen mittag werde ich hier bei den Hafenbehörden ausklarieren und dann voll beladen mit frischem Wasser und Proviant einen weiteren großen Sprung wagen: Es geht die Strecke von 700 Meilen hinauf in die Bahamas, nonstop bis auf die Exumas, auf denen ich im Mai zwei Freunde für drei Wochen an Bord nehme, ich freu mich schon sehr darauf!

Aber vor der langen Seestreckt vorbei an Puerto Rico und Cuba ist mir ehrlich ein wenig mulmig, denn langsam kommt die Hurrikanesaison immer näher und ich hoffe sehr, dass sich nicht zufällig mal wieder einer zu früh in mein Seegebiet verirrt. Dass die Maverick damals alleine auf den Kanaren Hurrikane Delta schadefrei abgewettert hat, sollte eigentlich für ein Bootsleben reichen! Weiter macht mir die Maverick immer mehr Sorgen, denn sie wird mit jedem Tag älter und schwacher. Man merkt ihr die Reise wirklich an, denn als wir sie 2004 in Hamburg übernahmen, war sie ein starkes Schiff in recht gutem technischen Zustand und nachdem sicherlich viele Leser in der Yacht das Fazit meiner Atlantiküberquerung noch im Sinne haben:

Schadensbilanz: Außer den Segeln ist das Getriebe kaputt. Das Ruderlager hat tatsächlich Spiel. Das Blatt ist oben geteiltund komplett mit Sand gefüllt. [Übrigens war das Werftseitig so!] Wanten haben sich aus ihren Pressungen gelöst. Reichlich Arbeit für die nächsten Wochen ...

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