Nachdem wir die ersten Tage von einer unbewohnten Insel zur anderen gesegelt sind, waren wir nun die letzten zwei Tage in den Ansiedlungen "Farmers Cay", "Blackpoint" und heute in "Staniel Cay", um wieder ein wenig frisches Obst, Gemüse und Brot an Bord zu bekommen (die Maverick hat keinen Ofen, um es selbst backen zu können), aber das stellte sich hier auf den abgeschiedenen Inseln sehr viel schwerer heraus, als wir dachten! Heute war die Auswahl in den Supermärkten, die nicht nur auf das "Super" in ihrem Namen, sondern auch auf das "markt" wahrlich verzichten könnten, ein wenig größer, sodass wir unserm Abendessen "Corned Beef aus der Dose" mit ein paar frischen Eiern, frischen Tomaten und frischem Brot etwas Farbe verleihen konnten. Richtig Einkaufen werden wir wohl erst wieder in Nassau können - also wird ab Morgen wieder Fisch gefangen!
Eine witziges Erlebnis hatten Georg und Irene, als sie in Farmers Cay nach einem Supermarkt fragten und in einen kleinen Raum geführt wurden, der sich als die Küche einer einheimischen Dame herausstellte, die gleichzeitig den Ort (nie mehr als 100 Menschen) mit Nahrung beliefert. Als Irene eine Packung Eier in den Korb packen wollte, ließ sich die gewaltige Auswahl erkennen, als die Dame rief "Die nicht, das sind MEINE!"
Zurzeit zieht gerade ein Tiefdruckgebiet von Norden herab auf die Bahamas zu, für den Gulfstream zwischen Florida und Bimini (Bahamas) sind bis zu 50 Knoten Wind angesagt, was ein ausgewachsener Sturm wäre. Auch wir liegen gerade in einer geschützten Bucht vor 2 Ankern, die Segel sind alle fest verzurrt und wir gespannt, wie viel wir von dem Unwetter abbekommen, nachdem der Himmel schon den ganzen Tag über bedrohlich aussah und vor 2 Tagen ein leuchtendes Gewitter auf einen Wetterumschwung hin deutete. Aber dennoch hoffen wir, morgen ein paar Inseln weiter zu kommen, das GPS zeigt nur noch verlockende 230 Meilen bis nach Miami an.
Morgen wollten wir noch in der Nähe von Staniel Cay in eine Grotte schnorcheln, die laut unserem Revierführer bereits in vielen Filmen Verwendung fand, und danach HOFFENTLICH diese Homepageaktualisierung über den Internetanschluss im Hafenrestaurant absenden, bevor es dann weiter geht nach "Waderick Wells Cay", einer weiteren Insel. Vielleicht werden wir unterwegs noch irgendwo eine kleine Mittagspause zum Schnorcheln einlegen, wir wir es in den letzten Tagen oft getan haben. Einmal haben wir vor der Küste nach einem versunkenen Wrack geschnorchelt, von dem jedoch nur noch der Bug zu sehen war. Ein anderes Mal hatten wir einen kilometerlangen Sandstrand nur für uns, an dem wir im Wasser sitzend Chilli con Carne mit Spaghetti verdrückten, die wir mit dem Beiboot als Fähre an Land gebracht hatten. Als wir zurück zur Maverick schnorchelten, sah ich etwas hartes im Sand liegen und als ich es gerade berühren wollte (ich dachte, es ware ein Sanddollar), sprang plötzlich eine kleine Krabbe aus dem Sand, die mich wütend mit ausgestreckten Scheren angriff und ein ganzes Stück über den Meeresboden verfolgte, bevor sie sich von einer Sekunde auf die andere wieder im Sand vergrub und nicht mehr zu sehen war. Heute stand für die Mittagspause ein weiteres Wrack auf dem Plan: eine abgestürztes, zweimotoriges Sportflugzeug, das vor der Küste nahe einer Landebahn auf etwa 2 Meter Tiefe lag und dessen Tragflächen und Cockpit noch recht gut erhalten waren, mittlerweile sogar von unzähligen kleinen Fischen als künstliche Koralle besiedelt wurden. Die ganz kleinen Fischchen schwammen sogar durch die Löcher der Cockpitinstrumente hindurch und begrüßten und als unbekannte Besucher in ihrem Zuhause.
Meine Urlaubstage mit Georg und Irene genieße ich gerade sehr, nicht nur weil es wirklich schön ist, sich mal wieder dauerhaft auf Deutsch zu unterhalten, sondern auch weil es nach der langen Zeit allein an Bord wieder richtig schön ist, so tolle Gesellschaft zu haben, mit denen man all die schönen Erlebnisse in dieser traumhaften Inselwelt hier teilen kann. Denn das ist es auch, was mir die vielen Monate über am meisten gefehlt hat. Es ist eine Sache, alleine über den Atlantik zu fahren, im 15-Minuten-Takt zu schlafen und mit Stürmen vor Afrika zu kämpfen - klar habe ich mich auch damals oft einsam und fernab von meinen Freunden gefühlt - aber tatsächlich empfand ich die Zeit auf See weitaus einfacher, als die Zeit, in der ich die Karibik alleine erkundet habe. Immer wieder wünscht man sich dort, dies alles mit jemandem teilen zu können...